Mittwoch, 1. Juli 2009

..brief an mama

..meine lieben eltern,
heute schreibe ich euch aus bolivien. genauer gesagt aus sucre, der weißen stadt.
von hier aus haben wir die letzten zwei tage eine kleine wanderung gemacht.
ich weiß, ich soll nicht immer so gefährliche sachen unternehmen und soll auf mich aufpassen.
diese wanderung war alles andere als gefährlich - keine sorge. dafür hatten wir tolle begegnungen mit der kultur und  den menschen boliviens.
früh morgens begaben wir uns zum terminal, wo die busse in richtung dörfer - richtung land die stadt verlassen. was wir antrafen war alles andere als ein bus. ein freundlicher polizist führte uns zu unserem lastwagen, der uns die nächsten drei stunden hoch in die berge befördern sollte. zusammen mit 60 kokakauenden bauern, die sich für den markt in die stadt gemacht haben, pferchten wir uns in den transporter. mit uns noch zwei franzosen, säcke voller reis, mais, coca-cola und scharenweise hunde, hühner und sonstiges viehzeug. 
ich muss schon sagen, wenn sich der imschbacher bauer in die stadt begibt zieht er sich den feinsten frack an und nimmt ein bad. hier ist das wohl nicht so. vom feinen frack nix zu sehn und ein bad hat so manch mitreisender schon seit längerem nicht gesehn. 
zusammen gings die serpetinen hoch nach chataquila, wo wir unsere wanderung auf dem camino inka nach chaunaca antraten. der weg wurde bereits von den inkas und den spanischen eroberern als handelsweg benutzt. heute nutzen den gepflasterten pfad einheimische hirten und schulkinder. 4std geht es bergab. immer den blick auf die fantastische berglandschaft in den verschiedensten farben. etliche ausblicke laden zum verweilen ein. 

gegen nachmittag kommen wir im tal in einem verschlafenen nest an. chaunaca hat eine kleine kirche, eine grundschule, einen kleinen plaza mit gemeindezentrum und eine geschlossene touristeninformation. kein restaurant, keine bleibe. nach etwas fragerei haben wir die zuständige für die touristeninfo ausgemacht. sie gab uns neben einem teller mit reis und fleisch die schlüssel für das infozentrum, indem sich küche und eine matraze befanden.

in diesem süßen kleinen haus verbrachten wir den abend mit kniffel und die nacht. das ganze für insgesamt 2€ spende. die einwohner chaunacas leben von der ernte ihrer felder und das was ihr vieh hergibt. zum verkaufen auf dem markt bleibt wenig oder meist garnichts. diese region zählt zu den ärmsten boliviens, da hier muttererde, pachamama, nicht viel hergibt. deswegen ist es sehr verwunderlich, dass die einheimischen auch von tourismus wenig wissen wollen. das besucherzentrum wurde vor 5 jahren von der landesregierung mit hilfe der holländischen entwicklungshilfe errichtet. seitdem fanden aber sehr wenig touristen hierher. es fehlt an infrastruktur und werbung.
aber es sieht fast so aus, als wollten die einwohner dieser region einfach ihre ruhe. seit jahrhunderten leben sie nach ihren traditionen und gewohnheiten und es scheint, dass sie damit höchst zufrieden seien. landwirtschaft, viehzucht, opfergabenfestivitäten für pachamama, traditionelle tänze und ihre kulturgeladene vergangenheit. das alles stellt jung und alt zufrieden.
am nächsten tag gehts zurück nach sucre, diesmal mit dem bus. auch diesmal werden wir von allerhand bauern und kindern begleitet. sie staunen über ihre weißen mitfahrer, aber niemals würden sie uns ansprechen oder fragen löchern. ein nettes, zuvorkommendes aber auch zurückhaltendes volk.
alles in allem eine fabelhafte begegnung mit mensch und kultur.

liebe mama, du siehst, auch im hintersten eck von bolivien werden wir freundlich empfangen und aufgenommen. also mach dir keine sorgen.
uns geht es sehr gut.

liebe grüße aus der ferne und bis ganz bald,
steffen und denise

2 Kommentare:

  1. Hubert und denise,

    ich vermisse euch zwei. euer blog gibt mir immer wieder visionen was das leben alles so zu bieten hat.

    machts a guadie stimmung

    gruß dirk

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  2. Dirk,
    du treibst mir die Tränen in die Augen.
    Zur Imschbacher Kerb bin ich widder am Start.

    Liebste Grüße in die Heimat.
    DriiHui

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